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Das musst du dir merken!
Das menschliche Gedächtnis ist echt bemerkenswert! Trotzdem merken wir
immer wieder, dass wir uns viele Dinge nicht merken können, obwohl wir
immer aufmerksam sind. Merkwürdig!
Wann merkt man schon, wann fällt es einem auf, ob man etwas richtig verstanden hat –
egal ob es sich um die Bedeutung eines Wortes oder das Verhalten einer Person handelt?
Deshalb sollte man sich möglichst viel merken. Sich etwas zu merken bedeutet, etwas im
Kopf zu behalten und es nicht zu vergessen. Ich merke mir zum Beispiel meine Passwörter.
Ohne Reflexivpronomen hat es eine andere Bedeutung. Dann heißt es soviel wie
„wahrnehmen“ oder „spüren“. Dabei kann es sich um Gefühlszustände handeln oder auch
um „reale“ Objekte oder Handlungen. Zum Beispiel kann ich merken, dass jemand glücklich
ist. Oder ich kann merken, dass jemand mein Geld geklaut hat. Oder ich bemerke nicht,
dass jemand sich von hinten an mich anschleicht und mich erschrecken will.
Wie soll ich mir „merken“ merken?
Es gibt so viele deutsche Vokabeln. Wie soll man sich die alle merken? Oft hilft es da, die
Vokabeln in ein Merkheft zu schreiben. Trotzdem gibt es immer schwierige Wörter, die man
sofort wieder vergisst. In solchen Situationen erleichtert ein Merksatz das Lernen. Für das
Wort „merken“ zum Beispiel den Nachnamen der derzeit amtierenden Bundeskanzlerin
Angela Merkel.
Das habe ich mir jetzt gemerkt. Aber trotz meines Lernens und vieler Merksätze habe ich in
meinem Test nur Anmerkungen des Lehrers am Rand: „Zu viele Fehler!“ Dann werde ich
mir für den nächsten Test eine kleine Merkhilfe machen müssen. Ich schreibe mir einfach
einen Merkzettel und benutzte ihn – natürlich vom Lehrer unbemerkt – im nächsten Test.
Aber nur das eine Mal, wohlgemerkt! Ich darf es mir nur nicht anmerken lassen. Vor allem
bei meinem Lehrer, der Augen wie ein Luchs hat und fast alles bemerkt, wächst meine
Aufregung beim Schummeln merklich. Beim nächsten Mal sollte ich einfach mehr lernen
und im Unterricht öfter aufmerksam sein!
Der oder die Aufmerksame
Doch nicht nur im Unterricht ist Aufmerksamkeit wichtig. Auch im alltäglichen Umgang
mit Menschen sollte man aufmerksam sein. Ein aufmerksamer Mensch ist höflich. Er
nimmt viele Dinge wahr, ihm fällt so viel auf, weil er eben so viel bemerkt.
Er achtet auf seine Mitmenschen und sorgt sich um sie. Besonders Aufmerksame richten ihr
Augenmerk zuerst auf die anderen und kümmern sich erst danach um sich selbst. Ein
aufmerksamer Mensch bemerkt sofort, wenn jemand Hilfe braucht und hilft dann auch.
Steigt zum Beispiel eine ältere Dame in die Bahn ein, bietet er ihr seinen Sitzplatz an. Und
die Dame erwidert erfreut: „Sehr aufmerksam!“
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Merken und seine Präfixe
Der Aufmerksame merkt auch seinem Gegenüber sofort an, wenn dieses sich unwohl fühlt.
Wird zum Beispiel in einer größeren Gruppe ein Thema angesprochen, das einer Person
sehr unangenehm ist, merkt er auf und wechselt kaum merklich das Thema. Er beleidigt
nicht, er redet nicht zu viel, sondern macht nur treffende Bemerkungen. Er bedankt sich für
jede Kleinigkeit, die ihm Freude bereitet. Er kann sich die Geburtstage aller Freunde und
Bekannten merken. Er ist nie laut oder frech, sondern macht sich durch leises Räuspern
bemerkbar.
An all diesen Merkmalen kann man einen aufmerksamen Menschen erkennen. – Man kann
nicht nur bemerken, vermerken und anmerken, sondern auch vormerken, zum Beispiel
Termine. Oder falls das Lieblingsbuch in der Bücherei ausgeliehen ist, kann ich es mir
vormerken lassen. Doch das nur als Neben- oder Randbemerkung!
Der merkwürdige Blitzmerker
So wie es Aufmerksame gibt, findet man auch eine andere Spezies Mensch. Diejenigen, die
sehr lange brauchen, um etwas zu verstehen oder zu bemerken. Ist zum Beispiel allen in der
Clique klar, dass Klara schon lange mit Hanno „geht“, Susi fällt es erst nach Wochen
plötzlich auf, dann kriegt sie zu hören: „Hey, du Blitzmerkerin“. Ein Blitzmerker oder
Schnellmerker ist in seiner eigentlichen Bedeutung eine Person, die etwas sehr schnell
bemerkt, eben so schnell wie ein Blitz zuckt. Die Worte Blitz- und Schnellmerker werden
aber meist ironisch gebraucht für jemanden, der etwas zu spät versteht.
Ist diese Erkenntnis würdig, dass wir sie uns merken, ist sie merkwürdig? Zumindest in der
heutigen Zeit nicht. Früher bezeichnete das Wort „merkwürdig“ in der Tat etwas, das man
sich merken sollte. Doch heute bedeutet es so viel wie „seltsam“ oder „sonderbar“. Hätte
jemand im 17. Jahrhundert gesagt: „Die Fabel vom Fuchs und Raben ist merkwürdig!“, und
würde heute jemand denselben Satz sagen, würden beide zwar über dasselbe sprechen, aber
etwas anderes meinen. Ersterer will die Wichtigkeit der Fabel hervorheben, und dass man
sie sich merken sollte. Letzterer versteht deren Bedeutung vielleicht nicht richtig.
Merke: Die Moral von der Geschicht’
Für das Verständnis hilfreich ist jedoch am Ende jeder Fabel der Merksatz mit der
sogenannten Moral von der Geschicht’. Und der beginnt mit folgendem Merkwort: Merke!
Dies soll eine Aufforderung sein, die Aussage der Geschichte zu beherzigen. Unser Merksatz
lautet: „Merke, in allen Bereichen unseres Lebens hilft Aufmerksamkeit weiter!“
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Fragen zum Text
Um einen zukünftigen Termin nicht zu vergessen, werde ich ihn mir …
1. anmerken.
2. bemerken.
3. vormerken.
Einen Blitzmerker nennt man gewöhnlich jemanden, …
1. der viele Dinge bemerkt.
2. der länger als andere braucht, um etwas zu bemerken.
3. der ein gutes Gedächtnis hat und sich viel merken kann.
Welches ist kein Merksatz?
1. Wer nämlich mit „h“ schreibt, ist dämlich.
2. Trenne nie „st“, denn es tut den beiden weh.
3. Schummeln ist erlaubt.
Arbeitsauftrag
Setze die folgenden Verben in richtiger Form in die Lücken ein:
Merken– bemerken – anmerken – vermerken – vormerken– sich merken–
aufmerken
1. „Du lügst! Ich kann es dir ____________! Du zitterst nämlich!“
2. Beate ____________ ____________, als sie ihren Namen plötzlich hört.
3. Tobias ____________ Sebastians Müdigkeit.
4. „Papier gehört in die blaue Tonne! ____________ dir das!“
5. „Der Bildband ist ausgeliehen? Dann möchte ich ihn ____________, bitte!“
6. Weil Johannes auf keinen Fall den Geburtstag seiner Freundin vergessen will,
____________ er das Datum zur Sicherheit in seinem Handy.
7. Peter ____________ nicht, dass die Ampel schon lange grün ist.
Autor: Benjamin Wirtz
Redaktion: Beatrice Warken